Mittwoch, 7. Juni 2017

Meine Gedanken | LGBTQ im Jugendbuchhandel

 D E R    D E U T S C H E   J U G E N D B U C H H A N D E L   U N D  L G B T Q +



Dies ist mal ein ganz anderer Beitrag als sonst, denn ich muss meine Gedanken mit euch teilen. Das mache ich mit euch absofort immer Mittwochs. Ich finde es immer toll, wenn ich ein neues LGBTQ+ Buch auf dem Markt entdecke aber manchmal kriege ich auch mit, wie es hinter den Kulissen abläuft und das bricht mir einfach das Herz. Was ist daran so schlimm, wenn ein schwules Pärchen auf dem Cover abgebildet ist. Warum brauche manche Menschen unbedingt eine Heterobeziehung und nur weil ein Epilog kommt der auf M/M hindeutet, werden zwei Sterne abgezogen. Soetwas macht mich traurig. Was mich noch trauriger macht, dass ich in keiner Filialie der Kette Osiander auch nur ein Jugend-LGBTQ+ Buch ausgelegt gefunden haben. Ich meine müssten da nicht eigentlich wenigstens die aktuell bekannten Titel wie "Den Mund voll ungesagter Dinge" oder auch "Eine Woche für die Ewigkeit"  ausliegen,stattdessen findet man höchstens im Regal "Die Mitte der Welt", aber Bücher wie Nur drei Worte sucht man vergeblich.
In einer anderen Buchhandlung findet man "Den Mund voll ungesagter Dinge nur in der "Erwachsenenabteilung". Hat das was mit Homophobie der konservativen Unternehmen zu tun? Wenn ja, ist es traurig, dass diese Händler nicht im Jahre 2017 angekommen sind. Zahlreiche Bücher zu diesem Thema schaffen es nichtmal in den Buchhandel. So muss man immer hoffen, dass Carlsen, Heyne und die Verlagsgruppe Oetinger, oder die Fischer Verlage ein Buch mit genau diesem brandaktuellen Thema herausbringen. Doch leider geschieht dies relativ selten. Es gibt so tolle Bücher die einfach aufgrund des Themas nicht übersetzt wurden, nehmen wir da einmal die Bücher von Adam Silvera, die noch kein deutscher Verlag übersetzt hat, oder Chris Colfers Stranger than Fanfiction, nur bekannte Autoren werden übersetzt wie bsp Levithan, LaCour, ansonsten muss man hoffen das deutsche Autoren sich an das Thema wagen, was zum Beispiel Anne Freytag gelungen ist. Für Jugendliche könnten diese Romane unfassbar wichtig sein. Ich würde mir von Herzen wünschen, dass mehr Bücher übersetzt werden und auch mehr sich an das Thema rantrauen. 


-> Meine Fragen an euch:

- Wie steht ihr zu LGBTQ+ Büchern
- Habt ihr schonmal eins gelesen
- Was sagt ihr zu meinen Gedanken, nachvollziehbar oder spinne ich rum?

Ich freue mich auf eure Kommentare

Euer Timo <3 

6 Kommentare:

  1. Lieber Timo,

    von Seiten des Buchhandels hat diese Situation nichts mit Konservativismus oder gar Homophobie zu tun. Viel mehr liegt es daran, wie du ja auch schon vermutet hast, dass viele der Bücher zum Thema LGBTQ+ in kleinen Verlagen oder sogar im Selfpublishing erscheinen. Als Buchhändler sind wir (manchmal leider) auch sogenannte Sortimenter, das heißt, wir sind gezwungen, eine Vorauswahl an Büchern zu treffen, weil schlicht nicht alle Bücher in unseren Regalen Platz finden. Und da kommt es schon mal vor, dass größere Verlage, die die Verkäuflichkeit ihrer Bücher durch eigene Kampagnen erhöhen, den Vorzug bekommen. Andererseits ist es für uns selbstverständlich, jedes Buch für unsere Kunden zu bestellen und hier keine Kosten und Mühen zu scheuen. Sprich doch bei deinem nächste Besuch in einer Buchhandlung einfach mal die Buchhändler*innen vor Ort an!

    Herzliche Grüße
    das OSIANDER Social Media Team

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    1. Ich habe mich inzwischen mit mehreren Buchhändlern unter anderem auch von Thalia sowie unabhängigen Buchhandlungen über eure Antwort geredet und wir sind allesamt zu dem Schluss gekommen, das ihr einfach der bitteren Wahrheit ausweicht. Ich kann mich ganz genau das erinnern, das Heyne eine riesige Kampagne zu "Den Mund voll ungesagter Dinge" von Anne Freytag gemacht hat. Bestellen kann man überall, das ist in meinen Augen eh schon eine Selbstverständlichkeit aber ich erwarte von einer Buchhandlung, dass die Spitzentitel der einzelnen Verlage ausliegen und wie ich bereits oben erwähnt habe, fehlen die 2 LGBT Spitzentitel von Carlsen aus dem Frühjahrsprogramm sowie Two Boys Kissing, das sind Titel die man in jeder anderen Buchhandlung selbst in kleineren vor Ort findet.... Komischerweise findet man nur die LGBTQ Titel. Von Srelfpublishern rede ich überhaupt nicht. Als Sortimenter solltet ihr die wichtigen Bücher vor Ort haben!
      Einfach die Wahrheit das nächste mal schreiben, ich kann da ganz einfach nachrecherchieren.

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  2. Lieber Timo, ich glaube auch nicht dass es etwas mit Scham oder Konservatismus zu tun hat. Eher damit, dass der Platz in den Buchhandlungen einfach begrenzt ist und LGBTQ+ Bücher noch immer irgendwie eine Randerscheinung sind. In meinen Augen sehr traurig, weil es völlig irrelevant sein sollte ob nun mm ff oder eben mf.

    Ähnliches habe ich aber auch bei anderen Genres beobachtet. Früher habe ich sehr viele Regency-Romane (auch Altweiberbücher oder Nackenbeißer genannt)gelesen. Aber auch da gibt es in den Buchhandlungen kaum noch etwas abzugreifen und man muss eben zum großen A ausweichen. Oder gleich im Original lesen, da auch dieses Genre kaum noch übersetzt wird. Wobei der Markt aber durchaus gegeben ist.

    Im Augenblick lese ich fast nur noch LGBTQ+ Bücher, allerdings mehr für Erwachsene, da ich mit New Adult und Young Adult nur wenig anfangen kann. Da muss der Autor wirklich schon ziemlich gut und mitreißend schreiben können um mich mitzunehmen.

    LG Christina

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  3. Hallo Timo,

    ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Das hat nichts mit Homophobie zu tun, noch mit irgendwelchen veralteten Werten.
    Im Mittelpunkt wird dabei einfach die wirtschaftliche Seite eines Unternehmens stehen, die sich eben auf die großen Verlage stützen bzw. auf die gerade angesagten Trends und dazu zählt LGBTQ+ eben (noch) nicht. So schade das auch ist.
    Queere Literatur findet man vor allem in Nischenverlagen und bei SPler und die sind eben selten bis gar nicht in Buchhandlungen zu finden. Es ist aber bei den meisten Büchern kein Problem, diese über den Händler vor Ort zu beziehen.

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    1. Ich habe da oben Osiander geantwortet, es geht um Spitzentitel, die eigentlich ausliegen müssten.

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  4. Es ist schade, dass man aktiv nach Büchern mit dieser Thematik suchen muss und man viel zu selten in Auslagen oder Bücherregalen unabsichtlich darüber stolpert. Als Blogger kann man natürlich seine wenn auch kleine Reichweite nutzen und auf gelungene Umsetzungen aufmerksam machen, denn wir sind ja an kommerzielle Gesichtspunkte überhaupt nicht gebunden und können auch Bücher bewerben, die sich nicht in großen Stückzahlen verkaufen. Oder eben gerade die.

    Ich würde mir auch wünschen, dass viel mehr L G B T Q + Charaktere in Büchern aller Genres vorkommen würden, ohne dass dieser Aspekt ausdrücklich wichtig wäre, einfach nur, um zu zeigen, wie vielfältig z. B. die Nebencharaktere in Krimis, Science Fcition, Gesellschaftsromanen etc. sind. So vielfältig, wie das Leben eben ist.

    Ich selbst lese hauptsächlich englischsprachige L G B T Q + eBooks und deshalb habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, ob und wie man die im stationären Buchhandel bekommt. Ich bin davon ausgegangen, dass auch die Printversionen nicht vorrätig sind.

    Das eine oder andere L G B T Q + Buch habe ich auch auf deutsch und als Print gelesen.
    Besonders hat mir das Kinderbuch "George" von Alex Gino gefallen, weil da das Thema Transgender wirklich kindgerecht umgesetzt wurde. Und auch die Biografie „Helga: Als es noch keine Worte dafür gab – mein Weg vom Mann zur Frau“ von Sabine Weigand, weil da die Verzweiflung eines eher konservativen Menschen so hautnah geschildert wird, der einfach nur ein kleines zufriedenes Leben führen möchte, aber das als Mann einfach nicht kann, sondern auch äußerlich zur Frau werden musste, um sein inneres Gleichgewicht zu finden.

    Liebe Grüße
    Gabi


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